Künstliche Romantik
2023 - heute
In seinem neuesten Projekt transformiert Maximilian Brunn KI generierte Bilder in physische Fotoabzüge mit der Hilfe einer Drucktechnik aus dem 19. Jahrhundert. Die Abzüge sind „Promptografien“ (durch Texteingabe digital erstellte Bilder), die schwarz-weiße Landschaftsszenerien nicht existenter Orte zeigen.
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Als Vorlage für die Werkgruppe „Künstliche Romantik“ dienen Gemälde des deutschen Romantikmalers Caspar David Friedrich (1774–1840). Basierend auf Friedrichs Kompositionen und Subjektwahl reinterpretiert Brunn die Gemälde im Stile einer klassischen Landschaftsfotografie in einer Sequenz aufeinanderfolgender KI-Tools und entfernt dabei sämtliche menschliche und zivilisatorische Spuren. Losgelöst von derartigen Referenzen schweben die Landschaften in einem unklaren zeitlichen Raum, der sich sowohl prähistorisch als auch post-apokalyptisch einordnen lassen könnte.
In seiner Arbeitsweise erstellte Friedrich Skizzen von Szenerien, die er auf seinen Reisen enddeckte, um sie später in Gemälden nach eignen kompositorischen Vorstellungen zusammenzuführen. Die Funktionsweise heutiger KI-Tools zur Bildgenerierung folgen einem ähnlichen Prinzip: Millionen von Fotografien, die auf der ganzen Welt entstanden, werden durch Texteingabe verschmolzen. Brunn macht sich diese Dynamic zunutze, um eine neue Perspektive auf die Natur zu eröffnen, die ähnlich wie bei Friedrichs Arbeitsweise, zwar auf der Realität beruht, sie aber nicht explizit abbildet.
Gotteshäuser
2020 - heute
In der fortlaufenden Serie “Gotteshäuser” bildet Brunn Orte des Glaubens ab, welche die ältesten verbleibenden Strukturen auf der Erde sind, in der Hoffnung, die Beziehung der Menschheit zu ihrer zeitlosen Natur zu verstehen.
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Inspiriert von Carl Gustav Jungs Archetypen des kollektiven Unbewussten, die sich auf das Unterbewusstsein und geteilte mentale Konzepte beziehen, versucht der Künstler, die kollektiven Erinnerungen der Menschheit durch die fünf Weltreligionen festzuhalten. Die Dharmischen und Abrahamischen Religionen sind von links nach rechts in Fünfergruppen entsprechend ihrer jeweiligen Entstehungszeit installiert: Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum und Islam. Mit einem streng Zentralperspektivischen Bildaufbau hebt Maximilian die Symmetrie der Gebäude und ihrer Gottheiten hervor.
In Anlehnung an die Tradition der preußischen Messbildfotografen verwendet Brunn eine 8 x 10-Zoll-Plattenkamera, von deren Negativen er handgefertigte Kontaktabzüge für eine verlustfreie Darstellung des Bildes produziert. Um das Konzept der Zeitlosigkeit in seinen fotografischen Abzügen widerzuspiegeln, nutzt er die im 19. Jahrhundert entwickelte Technik des Platin-/Palladiumdrucks, die als archivfestestes Druckverfahren gilt. Prints, die mit dieser Technik erstellt wurden, können über tausend Jahre ohne Qualitätsverlust überdauern. Das Ergebnis dieses Druckprozesses verwandelt einen festgehaltenen Moment in ein fortwährendes, zeitloses Objekt.
Unberührte Landschaften
2018 - 2020
Scheinbar von Menschenhand unberührte Orte, fotografiert zwischen 2018 und 2020 in Japan und Neuseeland. Ziel war es Landschaften zu zeigen, die sich nicht einem klaren Zeitpunkt zuschreiben lassen, und sowohl mehrere tausend Jahre in die Vergangenheit reichen, als auch in Zukunft noch existieren könnten.